Spatenstich mit sportlichen Ambitionen

Archäologische Mauerfunde am Rande der Jahnturnhalle bremsen 1,3 Millionen-Anbauwohl nur kurz – Fertig im Spätherbst.

Es wäre wohl kein Sportverein, wenn er sich nicht zutrauen würde, einen kleinen Rückstand wieder aufholen zu können. Beim gestrigen Spatenstich für den neuen Anbau an die traditionsreiche Jahn-Turnhalle des TV Passau erfuhren die Gäste am Rande, dass es wegen archäologischer Grabungen und auch Mauerfunden einen kurzen Baustopp von – bis dato – knapp zwei Wochen gegeben hat. Auftraggeber, Architekt und Baufirma aber sind zuversichtlich, den auf rund 1,3 Millionen Euro geschätzten teilverglasten Anbau mit neuen Umkleiden, großem Konditions- und Gymnastikraum, der auch benachbartem Kindergarten, Hort und der Schule dienen wird, bis zum Spätherbst fertigzustellen.

Reste der mittelalterlichen Stadtmauer und ein Ofen sowie gut vier Meter davon entfernt Rudimente des Zwingers sind dieser Tage nach dem Abriss des alten Anbaus bei Grabungen der Stadtarchäologie zum Vorschein gekommen. „Aber zum Glück so tief, dass man wohl darüber bauen kann“, so unsere Architektin Ina Reiter-Hahne.

In den kommenden Tagen noch werden die Baufirma und die Archäologen parallel auf dem länglichen Areal zwischen Turnhalle und Innstadt-Parkhaus untersuchen bzw. errichten. Entlang der Mauer der Jahnturnhalle werden massive Unterfangungen geschaffen, um den denkmalgeschützten Bau statisch zu schützen. Danach folgen im Frühjahr Gründungsarbeiten mit Bohrpfählen, Fundamente und wohl ab Mai Mauerbauten mit Betonfertigteilen. Im Sommer soll der Rohbau stehen, der dann vor allem die Räumlichkeiten für barrierefrei erreichbare Umkleiden sowie einen modernen großen Gymnastik- und einen Konditionsraum beinhaltet – allesamt Neuerungen, die dem 22 Abteilungen umfassenden Großverein im Umfeld seines „Wohnzimmers“ Jahnturnhalle und neben der TV-Geschäftsstelle seit Jahren vorschweben – und auch gut tun.

„Der alte Anbau war nicht mehr zeitgemäß und der Neubau ist schon lange angedacht. Aber wohl noch nie in letzter Zeit war das Zinsgefüge so günstig“, sagte OB Jürgen Dupper, der selber mal von 2000 bis 2010 TV-Vorsitzender war, an der Baustelle. Dem alteingesessenen Verein um Vorsitzenden Peter Niedermeier bleiben rund 30 Prozent an Eigenkosten. 50 Prozent an Förderung tragen die Stadt Passau, 20 Prozent der Bayerische Landes-Sportverband.

Die Jahnturnhalle, 1906 erbaut, steht unter Denkmalschutz. Trotz eines 1959 erfolgten Anbaus bestand zuletzt akuter Platzbedarf in den Nebenräumlichkeiten. Ein Geräteraum platzte aus allen Nähten. Der ursprüngliche Gymnastikraum wurde aus Platzgründen in einenGeräteraum umfunktioniert. Die Dusch- und Toilettenanlagen entsprachen in keinem Maße mehr heutigen Anforderungen. So konnten die Damen aus ihrerUmkleide nur über einen öffentlich zugänglichen Gang und übers Treppenhaus ihre Dusche in der unteren Etage erreichen. In den Konditionsraum kam man nur über die Männer-Umkleide. An der denkmalgeschützten Jahnhalle wird nichts verändert. 

Der Ersatzbau schließt sich mit einem Glasteil an die Jahn-Turnhalle an und wird an das Parkhaus angebunden. In diesem  Anbau werden der Geräteraum, und alle Umkleide- und Sanitärräume nach neuesten Gesichtspunkten und Erfordernissen untergebracht. Außerdem werden darin ein größerer Gymnastikraum sowie ein geräumiger Konditionsraum geschaffen. Unter dem Neubau sind Stellflächen für zwei Autos vorgesehen. Vor allem die Erweiterung des Gymnastikraumes soll den Verein in die Lage versetzen, das Übungsangebot zu verbessern. Die Halle als auch der Gymnastikraum können dann gleichzeitig Sportgruppen aufnehmen.

Die beliebte und auch gut frequentierte Passauer Traditionshalle ist während der gesamten Bauzeit nutzbar, allerdings mit eingeschränkten Umkleidemöglichkeiten und ohne Duschen. Auch die in der Bauphase besonders stark belastete benachbarte Grundschule und der Kindergarten unterstützen laut Peter Niedermeier das Bauvorhaben, da sie sich durch die Neugestaltung und Kapazitätserweiterung Vorteile für ihre Sportstunden erhoffen.

Text: Christian Karl, PNP
Bild: Thomas Jäger, PNP